Der Fliegerhorst in der Zeit des Nationalsozialismus
Bei der Aufrüstung des NS-Regimes spielte der Aufbau der Luftwaffe eine herausragende Rolle. Hierzu wurden auch Luftkriegsschulen benötigt. So erwarb seit 1934 die Deutsche Luftverkehrs- und Handelsaktiengesellschaft (Delhag) zum Bau einer Luftkriegsschule im Gebiet südlich der Bahnlinie München-Augsburg Grundstücke für ein Fluggelände auf den Gemarkungen von Maisach und Fürstenfeldbruck. Gegen die Enteignung ihrer Grundstücke gab es zwar Proteste der Bauern aus Maisach und Fürstenfeldbruck, aber für die politisch Verantwortlichen handelte es sich um einen günstigen Standort, der zum einen im ländlichen Raum und doch in der Nähe von Rüstungszentren lag. Die geplante Luftkriegsschule in Fürstenfeldbruck galt als militärisches Prestigeobjekt in Bayern.
Ministerialrat Dr. Ernst Sagebiel plante die Repräsentationsbauten des entstehenden Fliegerhorstes, Robert Roskothen hatte die Bauleitung sowie die Planungsaufsicht inne und war für die Lehr- und Unterkunftsbauten verantwortlich. Aus der Sicht der NS-Luftwaffe war es notwendig, die Luftkriegsschulen infrastrukturell autark zu errichten. Hierzu gehörte eine eigene Wasser- und Energieversorgung, ein entsprechender Anschluss an das Straßen- und Eisenbahnnetz sowie eigene Instandsetzungs- und Wartungshallen. Für den Flugbetrieb entstanden mehrere Flugzeughallen und eine große Rüsthalle. Der „Kilometerbau“ diente als Unterkunftsbau für Mannschaften. Bei der Anordnung der Gebäude wurde ein eigener „Dorfcharakter“ berücksichtigt, welcher der Tarnung zuträglich sein sollte. Ein spitzgiebeliger, wuchtiger Torturm mit dreigeteilter, gewölbter Durchfahrt wurde errichtet, durch den man in die eigentliche Luftkriegsschule, einen weitläufigen und dreiflügelig um einen Appellplatz angeordneten Komplex, gelangte. Hier waren sowohl die Kommandantur als auch die Hörsaal- und Unterkunftsbereiche zusammengefasst.
Die Luftkriegsschule wurde am 1. Oktober 1937 eröffnet. Etwa 1800 bis 2000 Arbeiter hatten ungefähr 400.000 Quadratmeter Wald gerodet und acht Kilometer Straßen sowie 5000 Meter Eisenbahngleise angelegt. Der Fliegerhorst war in diesem Zeitraum der größte Arbeitgeber des Landkreises. Zudem gingen die Aufträge zur Errichtung des Fliegerhorstes zu einem großen Teil an Fürstenfeldbrucker Handwerks- und Bauunternehmen. Die Anlage wurde jedoch bis Kriegsende nicht fertiggestellt. Bis zum März 1940 waren etwa 24 Millionen Reichsmark verbaut worden. Der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck ist ein gutes Beispiel für den großen Aufwand, den die Nationalsozialisten mit dem Bau der Flugplätze in Deutschland betrieben. Im Fliegerhorst fand vor allem die Ausbildung des Offiziersnachwuchses und der jungen Piloten der Luftwaffe statt. In der NS-Zeit blieb der Fliegerhorst eine Ausbildungsstätte.
Der Standort Fürstenfeldbruck blieb vom Zweiten Weltkrieg nicht unberührt. Die Fliegerhorst Kommandantur wurde von November 1939 bis Oktober 1940 nach Neuhausen bei Königsberg verlegt. Im Jahr 1943 erhielt der Fliegerhorst eine asphaltierte Start- und Landebahn, die im Jahr 1944 auf 1500 Meter erweitert wurde, um den Einsatz von Me 410-Schnellbombern gewährleisten zu können. Kampfverbände waren hier aber nicht stationiert. Die Rationierung des Flugbetriebsstoffes wirkte sich 1942 auch auf den Ausbildungsbetrieb der Schule aus, so dass erstmals die Flugstunden gekürzt wurden. Diese Entwicklung verstärkte sich sogar noch im Laufe der Zeit. Deshalb wurde versucht, die ausfallende Ausbildung durch eine Intensivierung des Segelfluges zu kompensieren. Die Folge war, dass eine größere Anzahl unerfahrener und unzureichend ausgebildeter Piloten zu den Kampfverbänden kamen. Piloten, die am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck ausgebildet wurden, nahmen an allen Kriegsschauplätzen Europas teil.
Am 9. April 1945 wurde der Fliegerhorst zum ersten und einzigen Mal bombardiert.
Die Kommandeure des Fliegerhorstes in der Zeit des Nationalsozialismus waren von Oktober 1937 bis März 1940: Hermann Ritter von Mann Edler von Tiechler, von Oktober 1940 bis September 1943: Herbert Sonnenburg und bis zum Kriegsende: Otto Höhne.
Zwischen der Stadtverwaltung und dem Fliegerhorst gab es einige Berührungspunkte. So entstand beispielsweise in der Umgebung ein erheblicher Mehrbedarf an Wohnungen. Das Verhältnis zwischen den Verantwortlichen von Armee und Partei soll grundsätzlich positiv gewesen sein, sie kooperierten von Anfang an. Der erste Kommandeur der Garnison Major Freiherr von Beaulieu-Marconay nahm gemeinsam mit Kreisleiter Franz Emmer, Bürgermeister Adolf Schorer, Ortsgruppenleiter Heinrich Böck und Kreisamtsleiter Eugen Scheurer im April 1937 zum ersten Mal den Vorbeimarsch der Truppe ab. Der Bevölkerung wurden viele Veranstaltungen geboten wie beispielsweise Musikdarbietungen, Rundflüge und Film‑, Waffen- und Gefechtsvorführungen. Zudem arbeiteten Hunderte von zivilen Beschäftigten auf dem Fliegerhorst.
Quellen